Artikel im Ruppiner Anzeiger, 3.9.2009
Bombodrom: Standort-Kommandant Thomas Hering beklagt sich in offenem Brief über Angriffe von Kritikern
OSTPRIGNITZ-RUPPIN (RA) - In den vergangenen Wochen hat der Wittstocker Standortkommandant Oberstleutnant Thomas Hering vor den Gefahren in der munitionsver-seuchten Kyritz-Ruppiner Heide gewarnt. Bombodrom-Gegner ziehen die Angaben aber in Zweifel und warfen Hering unter anderem vor, Granatfunde inszeniert zu haben. Auf die Vorwürfe reagiert Hering in einem offenen Brief, den wir an dieser Stelle dokumentieren:
"Da hat man mich also doch erwischt. Die tausend 'getarnten' Bundeswehrlaster, die über Monate Blindgänger auf den Truppenübungsplatz gefahren und vergraben haben, das Öffnen meines 'geheimen Munitionsdepots' und das gezielte Verstreuen von in der Bundeswehr verbotenen Schmetterlingsminen auf dem Platz. Alles nur, um der Region ,die zivile Nutzung zu 'vergällen'.
Aber Spaß beiseite. Ich finde es verwunderlich; dass eine. Initiativgruppe (gemeint ist die Friedenswerkstatt Sichelschmiede, Anm. d. Red), die mein Angebot zur Information auf dem Truppenübungsplatz noch nicht genutzt hat, sich per 'Ferndiagnose' aus dem fernen Berlin und Wiesbaden eine Einschätzung zu dessen Munitionsbelastungsgrad gestattet. Vielleicht hätte sie, wie nunmehr Dutzende Ostprignitz-Ruppiner, eine durch mich begleitete Führung in Anspruch nehmen sollen. Dieses Angebot steht auch jetzt noch und zu jeder gewünschten Zeit.
Persönlich bin ich von der Tatsache betroffen, dass mir offen ein potenzielle, versuchte Körperverletzung einer Zivilistin unterstellt wird (Anm. d. Red.: Die jüngst gefundenen Schmetterlingsminen hatte Thomas Hering im Beisein einer Journalistin entdeckt). Um eine derartige ,PR-Maßnahme' zu 'inszenieren', muss man den Tiefpunkt menschlicher Verkommenheit bereits unterschritten haben. Ich darf jedoch versichern, dass mir das Leben und die Unversehrtheit eines Menschen das wichtigste schützenswerte Gut ist. Auch deswegen bin ich vor 33 Jahren Soldat geworden und versuche seit dieser Zeit, ähnlich wie die Kollegen des Kampfmittelräumdienstes des Landes Brandenburg, Menschen vor nicht zur Wirkung gelangter Munition zu schützen. Dafür riskieren meine Feuerwerker und ich ständig unser Leben und unsere Gesundheit.
Über 92 000 Blindgänger wurden auf diesem Weg auf dem Truppenübungsplatz bereits beseitigt. Dies ist beweis- und nachprüfbar. Ebenso wie die koordinierte Zusammenarbeit zwischen der zivilen Feuerwehr des Landkreises und der meines Truppenübungsplatzes. Nie würde ein Angehöriger einer Ortsfeuerwehr im Brandfall an einen muniti-onsverseuchten Bereich herangeführt werden. Entsprechende Begleitung, Abholpunkte und Einsatzbereiche wurden über den Kreisbrandmeister des Landkreises Ostprignitz-Ruppin vereinbart. Eine gute Zusammenarbeit existiert bereits seit über einem Jahrzehnt, zum beiderseitigen Nutzen. Man hätte nur einmal fragen müssen.
In den vergangenen Wochen habe ich die Erfahrung gemacht, dass in einem offenen Dialog viele Gemeinsamkeiten, zum Beispiel hinsichtlich naturschutzfachlicher Ziele, auf beiden Seiten erkennbar sind.
Froh bin ich, dass wenigstens die Bürger des Landkreises mehr Objektivität zeigen! Dass sie den, durch die Bundeswehr 'umgedrehten' Journalisten und mir hinsichtlich der Gefahren auf dem Truppenübungsplatz Glauben schenken. Das beweist die deutlich zurück gegangene Anzahl der illegalen Betretungen. Ich glaube, alle die mit mir die Besichtigung des Truppenübungsplatzes durchgeführt haben, können deshalb nachts wieder ruhiger schlafen."