Sichelschmiede

Werkstatt für Friedensarbeit in der Kyritz-Ruppiner Heide



Pressespiegel

 

Artikel in der Graswurzelrevolution, Dezember 2005

" ... und werden nicht mehr Kriegen lernen." (Micha 4)

Das Projekt "Sichelschmiede" sucht Unterstützung

Kann die FREIe HEIDe zu einem Kristallisationspunkt für die bundesweite Friedensbewegung werden – zu einem Ort, wo schon jetzt eindrucksvolle gewaltfreie Aktionen zur Verhinderung zukünftig geplanter Kriege stattfinden können? Das Projekt "Sichelschmiede" könnte dazu beitragen.

Seit Jahren findet jährlich der größte Ostermarsch Deutschlands in Fretzdorf am Rande des geplanten Truppenübungsplatzes statt. Doch die FREIe HEIDe bekommt lange noch nicht so viel Unterstützung aus den Reihen der bundesweiten und europäischen Friedensbewegung, wie nötig wäre, um dieses zentrale Projekt der "vorwärtsverteidigenden" Bundeswehr zu verhindern. Es scheitert nicht am politischen Willen – schon im Jahr 2003 beschloss die Strategiekonferenz der "Kooperation für den Frieden", den Widerstand gegen das geplante Bombodrom zu einem Schwerpunktthema zu machen. Doch bisher fehlt es an Ressourcen zur Umsetzung: die rein ehrenamtlich arbeitenden Gruppen vor Ort sind weitgehend ausgelastet mit den lokalen Widerstandsaktivitäten. Es fehlt an Menschen, die sich dauerhaft und mit viel Energie der Koordination und dem Informationsfluss zwischen den lokalen Gruppen und der bundes- und europaweiten Friedensbewegung widmen. An dieser Stelle setzt das Projekt "Sichelschmiede" an. Die Idee: in unmittelbarer Nähe zum geplanten Bombenabwurfplatz gründet sich eine gewaltfreie Lebensgemeinschaft. Sie macht es sich zur Aufgabe, Anlaufstelle für Gruppen und Organisationen von außerhalb zu sein, die sich gegen das Bombodrom und für eine friedliche Nutzung der Heide engagieren möchten. Sie stellt den Kontakt zwischen ihnen und den lokalen Initiativen her, macht den Erfahrungs- und Informationsschatz der örtliche Gruppen für auswärtige Engagierte zugänglich, verbreitet aktuelle Neuigkeiten aus der Heide in den Publikationen der Friedensbewegung. Ein weiterer Arbeitsbereich des Projekts wäre die Trainingsarbeit: Viele Menschen in der Region beschäftigt zur Zeit die Frage, was ein Beginn des Übungsbetriebes für ihren Lebensalltag und ihre Aktionsformen bedeuten würde. Diese Menschen wünschen sich Begleitung bei ihrer Auseinandersetzung mit diesen Fragen und ein Angebot für Trainings in gewaltfreier Aktion. Auch für Auswärtige, die z.B. im Rahmen der Kampagne "Bomben nein – wir gehen rein" den Platz betreten möchten, sind gewaltfreie Aktionstrainings eine wichtige Hilfe zur Vorbereitung.

"Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen."- im Sinne der biblischen Vision soll die Sichelschmiede ein Ort werden, an dem nicht Krieg geübt wird, sondern die Überwindung der Kriege. Der Name "Sichelschmiede" bezieht sich dabei auf zwei Traditionen: Zum einen auf die Friedensbewegung in der DDR, in der das Bild vom Schmied, der "Schwerter zu Pflugscharen" schmiedete, weit über christliche Kreise hinaus ein verbindendes Symbol war. Zum anderen auf die Arche-Gemeinschaft "Sichelschmiede", die in den 80er Jahren in Altshausen nahe dem Pershing II-Depot Kettershausen in Oberschwaben ein einfaches, an Subsistenzwirtschaft orientiertes Leben mit gewaltfreiem Widerstand gegen Atomwaffen verband. Auch die neue Sichelschmiede könnte – so meine Vision – ein Ort werden, an dem eine Gemeinschaft Alternativen lebt zum neoliberalen Wirtschaftsmodell, in dem das Kriegführen nichts weiter ist als ein Mittel zur Sicherung wirtschaftlicher Ressourcen. Gerechtigkeit und Frieden gehören zusammen! Deshalb soll die Sichelschmiede ein Ort werden, an denen wir ein solidarisches und umweltverträgliches Leben mit weitgehender Selbstversorgung praktizieren und Gäste einladen, sich mit dieser Lebensweise vertraut zu machen. In der Region, die stark von Arbeitslosigkeit betroffen ist, könnte das Stärken vorhandener Ansätze für ein eigenständiges Wirtschaften jenseits von Lohnarbeit ein wichtiger Bestandteil der Friedensarbeit der Sichelschmiede werden.

Diese Idee wurde zuerst bei einer Fortbildung des Trainingskollektivs "Windrose" diskutiert (www.tk-windrose.de), bei der wir den Konflikt in der FREIen HEIDe analysierten und zu dem Ergebnis kamen, dass es dort eine stärkere Beteiligung bundesweiter und internationaler Akteure aus dem Spektrum der Friedensbewegung braucht. Das Trainingskollektiv ist auch weiterhin ein wichtiger Diskussions- und Unterstützungszusammenhang für das Projekt. Nach ersten Kontakten bei den Sommeraktionstagen 2005 war das Sichelschmiede-Projekt Anfang November auch ein Thema bei Treffen der BI FREIe HEIDe sowie der Gruppe FREIe HEIDe Neuruppin-Berlin. Die Gruppen vor Ort begrüßen das Projekt und gaben ihm einige Bedenken mit auf den Weg, deren Berücksichtigung für eine gute Umsetzung wichtig sein wird. So wird es ganz entscheidend sein, gerade in der Gründungsphase des Projekts nicht die personell wie finanziell stark belasteten lokalen Ressourcen übermäßig in Anspruch zu nehmen, sondern bundesweite Unterstützung zu finden. Es wird auch wichtig sein, sich ausreichend Zeit zu nehmen, um die Strukturen und die Herangehensweise der lokalen Initiativen zu verstehen und eine konstruktive Zusammenarbeit vor Ort organisch wachsen zu lassen. Die dringendste Aufgabe ist jetzt, weitere Menschen zu finden, die in das Projekt einsteigen wollen. Ein erstes Treffen aller Interessierten soll voraussichtlich Ende Dezember stattfinden. Wer mag, kann dann gleich bleiben: wie jedes Jahr zum Neujahrstag, lädt die BI FREIe HEIDe zum 1.1.2006 zur Protestwanderung nach Schweinrich ein. Treffpunkt ist um 14 Uhr an der Kirche. Ulrike Laubenthal